Ein Bericht von unserem Mitglied Major Marco Gürtler, KpChef RSUKp OBERRHEIN
Seit dem 11. Januar 2021 befanden und befinden sich auch Reservisten der baden-württembergischen RSU-Kompanien im Corona-Einsatz „Helfende Hände“. Dabei auch Kameraden der RK-Ubstadt. Diese im Rahmen „Einsatz im Innern“ erfolgte Aktivierung der Heimatschutzkräfte war die Reaktion der Streitkräftebasis (SKB) auf mehrere Hilfeleistungsanträge (HLA) aus Heidelberg.
Erstmals seit Beginn der Unterstützungskampagne „Helfende Hände“ sollte damit eine Reserveeinheit alleinverantwortlich ein Impfzentrum unterstützen. Das Kreisimpfzentrum (KIZ) in HD-Pfaffengrund ist ein mittelgroßes Impfzentrum in der Gemeindehalle des Vororts, mit einer theoretischen Impfkapazität von bis zu 800 Personen pro Tag. Es ergänzt die Impfkapazitäten der Stadt rund um das Zentrale Impfzentrum (ZIZ) Patrick-Henry-Village, wo aktive Einheiten der Bundeswehr unterstützen.
Die Unterstützung erfolgt von Beginn an unter der Führung der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie OBERRHEIN (RSUKp OR), ergänzt mit Kräften der RSUKp ODENWALD (OW) und SCHÄBSICHE-ALB (SWA) – Meldestärke Jan21: 83 Mann. Die Ineinsatzbringung von Heimatschutzkräften im Rahmen von „Helfende Hände“ war im Januar tatsächlich bundesweit einmalig: das Landeskommando Baden-Württemberg (LKdoBW) hatte gegen Widerstände aus Berlin die Fähigkeiten der Reserve zur Abarbeitung des HLA betont. Generalmajor Breuer (Kommandeur Territoriale Aufgaben der Bundeswehr KdoTABw) hatte sich zur Dienstaufsicht angekündigt.
Die Planungen sahen vor, die bis zu 800 Impfbesucher in zwei Schichten abzuarbeiten: von 0630 bis 2230 Uhr sollten somit pro Tag 22 RSU-Kräfte an 6 Tagen die Woche Dienst verrichten; eine Schicht mit 11 Mann wäre parallel im Ruhedienst. Eine Dienstkapazität von insgesamt 198 Mann pro Woche.
Bei Eröffnung des KIZ mit einer Generalprobe am 15. Januar 2021 war jedoch ein Rückschlag in der Planung zu verarbeiten: statt der geplanten 198 Mann pro Woche wurden wegen fehlendem Impfstoffen nur maximal 13 Mann benötigt: man reduzierte den Einsatz auf einen Samstag/Woche.
Während das Landeskommando intensiv nach Einsatzmöglichkeiten für die gemeldeten Kameraden suchte, und dies z.T. in den Gesundheitsämtern Tauberbischofsheim und Künzelsau fand (es berichtete Hauptmann Staudt), übernahmen die RSUKr am 22.01.2021 offiziell die Impfunterstützung am KIZ Pfaffengrund.
Seit dem wurden – je nach verfügbaren Vakzinen – bis Mitte Februar jeden Samstag bis zu 10 Stunden der Impfbetrieb sicher gestellt. Bis Ende Februar wurde erweitert auf bis zu 4 mal pro Woche. Seit dem 1. März wird im Vollbetrieb in bis zu 6 Tagen in zwei Schichten gearbeitet.
Den RSUKr nehmen dabei essentielle Aufgaben war, ohne die der Betrieb des KIZ nicht möglich wäre. In der (1) Registrierung werden von 4 Mann die Impf-Berechtigung der Impfbesucher geprüft, deren Daten erfasst, der Zweittermin bestätigt und relevante medizinische Abfragen vorgenommen. Bei Fragen zur Berechtigung klärt dies ein (2) „Troubleshooter“ – ggf gemeinsam mit dem Ärztlichen Leiter – und sorgt für eine Deeskalation vor dem Registrierungscontainern. Nach Aufklärungsfilm und ärztlicher Beratung, passiert der Impfbesucher den (3) Logistiker. Dieser Kamerad sorgt für Nachschub an allen Einsatzposten, insbesondere mit Spritzen für die Impfkabinen. In diesen Impfkabinen werden die MTAs (Medizinisch-Technische-Assistentinnen) durch fünf (4) Datenverarbeiter unterstützt. Diese DVs erfassen impfrelevante Daten und führen das Impfbuch, während die MTA die Impfung durchführt. Nach Passieren des ärztlichen Nachgesprächs und dem Ablauf der 15-minütigen Wartezeit, erfolgt für den Besucher der Abschluss an einer der zwei (5) Ausgangsregistrierungen, wo die letzte Datenprüfung stattfindet und letztmalig der Zweittermin bestätigt wird.
Der Nutzen der Bundeswehr als Unterstützer hat sich zweifelsfrei und erneut gezeigt. Fehlende oder unklare Führungsstrukturen bei zivilen Kräften und Krankmeldungen bei zivilen Angestellten machen den Unterschied: Die RSUKr sind immer vollzählig, pünktlich und pragmatisch zur Stelle. Reservisten können zudem die in den zivilen Berufen erlangten Fähigkeiten ausspielen. Das Feedback von Besuchern auf die Unterstützung der Bundeswehr ist hervorragend. Bei vielen Personen spürt man geradezu, dass sie sich gerne und endlich mal mit einem Soldaten unterhalten können.
Und ja – selbst hier in Deutschland – erfolgte mehrfach der Ausspruch „Vielen Dank für Ihren Einsatz“.
Vielleicht auch ein Grund, wieso die zivilen Stellen mit der Aufstellung von zivilem Hilfspersonal nicht so recht voran kommen wollen.
Der HLA wurde verlängert bis Ende März. Eine Abfrage für eine weitere Verlängerung bis Ende April wurde gerade durchgeführt.